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Pramâna–viparyaya–vikalpa–nidrâ–smritayah
प्रत्यक्षानुमानागमाः प्रमाणानि

Weiter geht es mit der Einteilung der Geistesaktivitäten. Die nachfolgenden Übersetzungsvarianten liefern Alternativdeutungen für die jeweilige Vritti:

Inhalt: Yogasutra Kapitel 1, Vers 6

Punkt 1

1. Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:

  • Pramana, pramâna, pramânâni = akkurate oder richtige Wahrnehmung, Wahrnehmungen; gültiges, rechtes, zutreffendes oder korrektes Wissen, bezeugte Tatsachen bzw. die Mittel des Geistes dazu; etwas anders: Mittel, um wahres Wissen zu erlangen, richtiges Erkennen; etwa anders: Mittel, wahres Wissen zu erlangen, richtige Auffassung, Wahrnehmung von etwas real Vorhandenem, Wahrnehmung von Gegenständlichem. Patanjali definiert im Sutra I-7 Pramana, das Mittel zu gültiger Erkenntnis, als von dreierlei Art. Im Yogasutra gilt Pramana als eine der fünf Citta-Vrittis.

  • Viparya, viparyaya = irrtümlicher Eindruck; falsches Wissen; falsche Wahrnehmungen, falsche Wahrnehmung bis zu Verblendung, Irrtum, falsche Meinung, falsche Auffassung, Fehler, Fehlwahrnehmung, Fantasie.

  • Vikalpa = „Wortirrtum“; kann lediglich Vorstellung oder Gedanke heißen. Hier wohl eher als Einbildung, eingebildetes Wissen, falsche Vorstellung basierend auf Worten, kann aber auch für Zweifel und Unschlüssigkeit, Konzeptionalisierung, Fantasie, verbale Einbildung oder Täuschung stehen.
    Ashtangayoga.info schreibt: Vikalpa ist die Fähigkeit des Geistes, vom Großen (Weizenfeld) auf das Kleine (Weizenähre) zu schließen, das Gegenteil wäre Samkalpa.

  • Nidrâ, Nidra = Schlaf, Schlafbewusstsein, Tiefschlaf (einer auch: dösen).

  • Smrtis, smritayah = Erinnerung, Gedächtnis

2

2. Übersetzungsvarianten und -hinweise (Quellen)

Hervorhebungen weisen auf Besonderheiten der jeweiligen Übersetzung hin. Übertragungen aus dem Englischen sind Eigenübersetzungen.

  • Es gibt fünf Klassen von Gedankenwellen: korrektes Wissen, irriges Verstehen, Wortirrtum, Schlaf und Erinnerung.

  • Diese lauten: gültiges Wissen, Fehlschluss, Vorstellung, Schlafbewusstsein und Erinnerung.

  • Die Vrittis werden durch zutreffendes Wissen, nicht wirkliches Wissen, Verblendung, Schlaf und Erinnerung verursacht.

  • Als da wären: korrekte Wahrnehmung, Verblendung, Vorstellung, tiefer Schlaf und Erinnerung.

  • Diese fünf sind: wahres Wissen, Irrtum, Fehlvorstellung, Schlaf und Erinnerung.

  • Der Geist kann gebunden sein an klares Denken, an wirres Denken, an Täuschung, Traum oder Erinnerung.

  • Da sind richtige Auffassung, falsche Auffassung, Konzeptionalisierung, tiefer Schlaf und Erinnerung.

  • Das Richtige, das Falsche, Vorstellung, Tiefschlaf und Gedächtnis.

  • Pramana, Viparyaya, Vikalpa, Schlaf und Rückbesinnung.

  • Richtiges Wissen, falsches Wissen, Fantasie, Schlaf und Gedächtnis.

  • Da wären: Auswertung, Fehlwahrnehmung, Konzeptionalisierung, Schlaf und Gedächtnis.

  • Da sind korrektes Urteil, Fehler, Konzeptionalisierung, Schlaf und Gedächtnis

  • Da ist richtiges Wissen, Fehlwahrnehmung, verbale Einbildung, Schlaf und Gedächtnis.

  • Diese fünf Arten von Gedankenwellen sind: richtiges Wissen, falsches Wissen, verbale Einbildung, Schlaf und Gedächtnis.

  • Richtiges Wissen, Unterschiedslosigkeit, verbale Einbildung, Schlaf und Gedächtnis.

  • Wahrnehmung des Tatsächlichen, Fantasie, geistige Konstruktionen, Schlaf und Gedächtnis.

  • Korrektes Wissen, falsche Wissen, verbales Wissen über etwas, das nicht existiert, Tiefschlaf und Rückbesinnung.

  • Gegenständliche Wahrnehmung, Einbildung, geistige Konstruktion, dösen und Gedächtnis.

  • Da sind: valide Wahrnehmung, Missverständnis, Konzeptualisierung, Schlaf und Gedächtnis.

Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?

Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)

 

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Antwort 1
Da ist Wahrnehmung der Wirklichkeit, Illusion der Realität, Vorstellungen, Gewährenlassen und Erinnerung

Punkt 3

3. Deutung: Patanjalis Geistesaktivitäten

Patanjali untergliedert hier die Aktivitäten (Vrittis) unseres Geistes:

  1. Wahrhaftes Wissen (Pramana) - erläutert in Sutra 1.7.
  2. Falsche Auffassung (Viparyaya) - erläutert in Sutra 1.8.
  3. Wortirrtum/bloße Vorstellung (Vikalpa) - erläutert in Sutra 1.9.
  4. Tiefer traumloser Schlaf (Nidra) - erläutert in Sutra 1.10.
  5. Erinnerung (Smriti) - erläutert in Sutra 1.11.

Verschaffen wir uns einen ersten Überblick über diese fünf Aktivitäten:

3.1. Pramana

Pramana ist als korrektes Wissen zunächst unproblematisch. Beachte jedoch, dass auch Pramana ein Vritti ist. Wenn du also dein wahres Selbst schauen möchtest, muss nach Patanjali auch Pramana zur Ruhe kommen.

3.2. Viparyaya

Die falschen Wahrnehmungen führen zu falschem Wissen, wenn diese als (komplette) Realität angesehen werden. Ein anschauliches Beispiel für dieses Phänomen sind die sechs Blinden, die jeweils unterschiedliche Stellen eines Elefanten berühren und daraus folgend völlig divergierende Beschreibungen des Elefantens abgeben.

Doch man muss nicht blind sein, um Viparyaya zu erleiden. Bedenke zum Beispiel, dass wir mit unseren Augen nur ein gewisses Spektrum innerhalb des Lichtes erkennen, Farben nur in unserem Kopf existieren, alle Gegenstände eigentlich zu mehr als 99 Prozent aus Nichts bestehen, entsprechende Analogien im Hörbereich anzufinden sind und viele weitere solcher "Sinnestäuschungen" bei uns vorliegen. So gesehen könnte man jeden Menschen als nahezu blind und taub ansehen. Wir leben in der Höhle.

Harmonie

3.3. Vikalpa

Wortirrtum umfasst ein weites Feld. Es umfasst alle verbalen Aussagen, denen keine Realität zugrunde liegt. Zu Vikalpa gehören z.B. auch Lob und Tadel.

3.4. Smritayah

Das Gedächtnis Smrti führt zur Erfahrung, Erinnerung an vorhergehende Erlebnisse. Auch Erinnerung ist eine Gedankenwelle, eine Fluktuation, ein Schleier, der die klare Sicht auf das wahre Selbst trübt.

3.5. Nidra

Überraschung! Auch der Schlaf ist eine Geistesbewegung. Ansonsten wäre der Schlaf ja schon Nirodha und immer wenn wir schliefen, befänden wir uns in Samadhi. Dem ist aber leider offenkundig nicht so ... :-(

Punkt 4

4. Geisteszustände und ihr Wechsel

Der Geist besitzt laut Iyengar ebenfalls fünf Arten von Intelligenz (Achtung Zahlensymbolik - gibt es hier einen Zusammenhang?):

  • Mudha: töricht und unwissend
  • Ksipta: nachlässig oder abgelenkt
  • Viksipta: aufgewühlt oder zerstreut
  • Ekagrata: auf einen Punkt gerichtet oder konzentriert aufmerksam
  • Nirodha, Niruddha: gezügelt oder beherrscht

Nur die letzten beiden gilt es auf dem Weg des Yoga anzustreben. Doch wie komme ich zum Beispiel aus einer depressiven Mudha-Stimmung zu einer konzentrierten Ekagrata-Verfassung? Du könntest zum Beispiel:

  • Achtsam deinen Geisteszustand beobachten.
  • Diese Zustände benennen, ihre Zeitdauer und Auftreten einige Wochen lang notieren.

Vielleicht findest du hier schon erste Anhaltspunkte, wie du einen ungünstigen Geisteszustand verlässt. In den folgenden Sutras wirst du noch viele Tipps finden. Auf jeden Fall hilft dir dieses Gewahrwerden dabei, dich der Identifizierung mit deinen Geisteszuständen bewusst zu werden. Dies ist stets ein erster Schritt zu dessen Aufhebung.

4.1. Dein Feedback / deine offene Frage an den Text

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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Punkt 5

4.2.

uebung sutre

Übungsvorschlag für die kommende Woche: Blicke diese Woche abends zurück und mache dir jeweils drei Beispiele für korrektes Wissen, falsche Auffassung, Wortirrtum und Erinnerung bewusst. Denke jeweils darüber nach, inwiefern hier eine Bewegung des Geistes vorliegt.

Noch nicht genug? Frage dich jeweils: Wie kann die jeweilige Bewegung zur Ruhe gebracht werden?

Weiterlesen …

Punkt 6

5. Videos zur sechsten Sutra

Erläuterung zur sechsten Sutra auf Deutsch:

Youtube-Video

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{tab Englische Erläuterung}

Youtube-Video

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{tab Englische Zusammenfassung}

... der Sutras I-4 bis I-6:

Youtube-Video

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Punkt 7

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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