schlaf geheimnis

Abhâva–pratyayâlambanâ [tamo-]vrittir nidrâ
अभावप्रत्ययालम्बना वृत्तिर्निद्रा

Nun geht es um den traumlosen Schlaf. Eigentlich ist dabei nicht viel los. Doch ein Yogi weiß auch diesen Zustand zu nutzen.

Inhalt: Yogasutra Kapitel 1, Vers 10

Punkt 1

1. Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:

  • Abhava, Abhâva = Abwesenheit, Nichtvorhandensein; Nichts, Nicht-Existenz, Fehlen.
  • Pratyaya, pratyayâ = Eindruck, Wahrnehmung, Inhalt der Psyche, die Eindrücke der Vrittis im Citta. Gedanke, Begriff, Glauben, Intention, Darstellung.
  • Alambana, âlambanâ = Stütze, Grundlage, sich stützend auf, unterstützen, beruhend auf.
  • Tamo = von Tamas: träge (Trägheit), dunkel (Dunkelheit), eine der drei Gunas. Das Wort "tamo" kommt in dieser Sutra nur in einigen Übertragungen vor.
  • Vritti = Welle, seelisch-geistige Vorgänge, Gedanken(wellen), Gefühlsaufwallungen etc., auch: Bewusstseinszustand, Strukturen, Geistesbewegungen, dazu gehören auch Prägungen, Neigungen, Impulse, Glaubenssätze, Vorurteile, das Wesen des Menschen, Vritti verändert wie eine Fehleinschätzung die Wahrnehmung, Wellen auf der Wasseroberfläche, die den Blick ins Wasser trüben oder verzerren. -> Vritti
  • Nidrâ = Schlaf. -> Nidra

2

2. Übersetzungsvarianten und -hinweise (Quellen)

Hervorhebungen weisen auf Besonderheiten der jeweiligen Übersetzung hin. Übertragungen aus dem Englischen sind Eigenübersetzungen.

  • Die Bewusstseinsbeschreibung, die die Abwesenheit irgendeines Inhaltes umfasst, wird Schlaf betitelt.
  • Schlaf ist ein Geisteszustand, in dem das Element der Wahrnehmung nicht vorhanden ist.
  • Schlaf ist das unbewusste Fehlen von Gedanken oder Wissen.
  • Tiefer Schlaf ist die Verfassung, in dem das Citta sehr behäbig wird und zu der Zeit keinerlei Eindrücke aufkommen.
  • Im Schlaf findet sich eine Fluktuation, die auf einem Glauben von Nicht-Existenz basiert. (Wie das wohl konkret gemeint ist?)
  • Schlaf ist eine erzwungene Zurückgezogenheit unseres Geistes aus der normalen Welt.
  • Tiefer Schlaf ist ein Gedankenmuster, gegründet in der Wahrnehmung, dass nichts existiert.
  • Schlaf ist die geistige Regung des An-Nichts-Denken.
  • Traumloser Schlaf ist die mentale Modifikation, die von Trägheit im Zustand der Leere oder Verneinung konditioniert wird.
  • Diese Modifikation des Geistes basiert auf der Abwesenheit jedweden Inhaltes in seinem Schlaf.
  • Schlaf ist eine Welle von Gedanken über Nichts.
  • Schlaf ist ein Vritti, das das Gefühl von Leere/Ungültigkeit umarmt.
  • Der träge Bewusstseinszustand wird Schlaf genannt; im Geist finden sich keine Bewegungen.
  • Die Modifikation bekannt als Nidra basiert auf dem mentalen Status der Nicht-Existenz.
  • Dösen ist das Fehlen jeder Eindrücke und resultiert aus einer trägen Trübung.
  • Schlaf ist die Fluktuation, die auf dem Nicht-Auftreten der Gedanken beruht.
Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?

Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)

 

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Punkt 3

3. Deutung – Kein Samadhi im unbewussten Nidra

Hier kann nur der traumlose Schlaf gemeint sein. Der Geist ist untätig, es gibt kein Gefühl des Seins. Allerdings ist auch Schlaf ein Vritti und behindert das Erkennen unseres wahren Selbstes. Nidra ist dem Nirodha nahe, aber die Unbewußtheit des Übenden fehlt. Ansonsten wäre der Tiefschlaf Samadhi.

robbe schlafen

Punkt 4

4. Nidra kein Nirodha

Im Nidra wird der Geist auf ein Minimum zurückgefahren, ist aber bereit, wieder aktiv zu werden.

Im Schlaf gibt es die vier übrigen Arten der Vrittis nicht: Erinnerung ... usw.

4.1. ... aber eine Ahnung

Iyengar meint, dass wir im Schlaf bzw. unmittelbar beim Aufwachen eine Ahnung vom Seher, vom Purusha, erhalten. Es fehle jedoch in diesem Geisteszustand das Licht der Unterscheidung, Viveka, darum ist diese Ahnung getrübt. Samadhi wiederum sei eine Art bewusster Schlafzustand, bei dem der Seher sich selbst betrachtet.

Punkt 5

5. Und wieder wählen wir

Deshpande sieht auch im Schlaf ein Vritti des Wählens, eine Sache der Entscheidung. Auch er sagt, Schlaf sei nicht Abwesenheit des Bewusstseins, sondern dieses schlummere nur. Alle Gegenstände des Wachzustandes sind aus dem Geist verschwunden. Er appelliert an uns, durch den Yoga diese Aussagen mit eigener Erfahrung zu verifizieren.

5.1. Parallelen im Buddhismus: Von Nidra zum Samadhi

Soweit der Yoga des Patanjali zum Nidra. Schaut man beim tibetischen Buddhismus, findet sich eine differenziertere Sicht des Schlafes. Wir können uns zum vollständigen Erwachen schlafen! Wie das? Folgender Weg wird beschrieben:

  1. Zunächst erinnert der Schüler seine Träume klar.
  2. Dann nähert er sich dem luziden Träumen an, anfangs mit nur kurzem Bewusstwerden "Ich träume ja" und darauf aufbauend immer längeren Phasen bewussten Träumens.
  3. Gelingt dies, folgt das Gesellenstück: Den Traum lenken. Du beschließt zu fliegen und hebst ab, wanderst in ferne Länder oder empfängst Belehrungen aus dem Munde verstorbener Meister. Alles passiert nach deinem Wunsch. Natürlich wird auch dies im Wachzustand deutlich erinnert.
  4. Die Meisterleistung, die Kür liegt dann darin, im traumlosen Schlaf völlig klar und bewusst zu sein. Da wird das Wurzel-Bewusstsein erfahren, der Purusha (den gibt es im Buddhismus allerdings nicht), der Schüler erfährt vollständiges Erwachen.

6. Ergänzungen und Fragen von dir

  1. Bewusster, traumloser Schlaf: Sind da noch Zwei?
    Frage zu: „Die Meisterleistung, die Kür liegt dann darin, im traumlosen Schlaf völlig klar und bewusst zu sein. Da wird das Wurzel-Bewusstsein erfahren, der Purusha (den gibt es im Buddhismus allerdings nicht), der Schüler erfährt vollständiges Erwachen.“
    Bedeutet "Im traumlosen Schlaf bewusst zu sein" nicht, dass da noch „zwei“ sind: der Meditationsgegenstand (traumloser Schlaf) und der Beobachter. Ist Samadhi nicht so zu verstehen, dass da nur noch eins ist, nämlich der Meditationsgegenstand, während der Beobachter sich selbst nicht mehr bewusst ist? VGr Gudrun
    Von: Gudrun
    Antwort fehlt noch: Kann jemand weiterhelfen?

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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Punkt 6

schlafen hunde

uebung sutre

Übungsvorschlag für die kommende Woche: Übe Bewusstheit rund ums Schlafen: Beim Aufschlafen, beim Träume-Erinnern und beim bewussten Erwachen und Nachklingen des Schlafes. Führe ein Traumtagebuch für eine Woche (gerne länger). Überdenke dabei: Wer bist du im Tiefschlaf? Frage dich: Was wohl der Seher (siehe Sutra I-3) im Tiefschlaf macht?

Weiterlesen …

Punkt 7

7. Sutra mit ähnlichem Thema

Hier findest du die Sutra mit dem Thema "Nidra - Schlaf":

schlaf engel 0d 250
Svapna-nidrâ-jnânâlambanam vâ
स्वप्ननिद्रा ज्ञानालम्बनम् वा

 

Patanjali schreibt, dass die Meditation über Trauminhalte zur Ruhe des Geistes führen kann. Lese hier, welche Arten von Traumerfahrungen dafür geeignet sind.

[readmore: Zur Sutre]

Punkt 8

8. Videos zur zehnten Sutra

Erläuterung zur zehnten Sutra auf Deutsch:

Youtube-Video

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{tab Englische Erläuterung}

Von Dr. Kausthub Deikachar.

Youtube-Video

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{tab Englisch 2}

Zu den Sutras I-8 bis I-11.

Youtube-Video

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Punkt 9

9. Beliebt & gut bewertet: Bücher zum Yogasutra


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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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