Dann sprach al-Mitra und sagte:
"Wir würden nun wegen des Todes fragen."
Und er sagte:
[er=der Prophet Almustafa, der 12 Jahre auf sein Schiff gewartet hatte, das ihn jetzt endlich in seine Heimat zurückbringen sollte. Vor seiner Abreise baten ihn einzelne Einwohner der Stadt Orphalese, ihnen ein letztes Mal seine Einsichten zu einem bestimmten Thema zu erläutern]
Ihr möchtet das Geheimnis des Todes erfahren.
Aber wie sollt ihr es finden, wenn ihr es nicht im Herzen des Lebens sucht?
Die Eule, deren nachtgebundene Augen für den [hellen] Tag blind sind, kann das Geheimnis des Lichts nicht enthüllen.
Wenn ihr tatsächlich den Geist des Todes sehen möchtet, öffnet euer Herz weit für den Körper des Lebens.
Denn Leben und Tod sind eins, wie der Fluss und das Meer.
In der Tiefe eurer Hoffnungen und Wünsche liegt euer stilles Wissen über das Jenseits;
Und wie Samen, die unter dem Schnee träumen, träumt euer Herz vom Frühling [Alternativübersetzung: von der Quelle].
Vertraut den Träumen, denn in ihnen verbirgt sich das Tor zum ewigen Leben.
Eure Todesangst ist nur wie das Zittern des Hirten, wenn er vor dem König steht, dessen Hand auf ihn gelegt werden soll, um ihn zu ehren.
Ist der Hirte nicht fröhlich unter seinem Zittern, dass er dieses Zeichen des Königs tragen soll?
Doch achtet er dabei nicht auf weit mehr als nur auf sein Zittern?
Denn was bedeutet zu sterben denn anderes, als nackt im Wind zu stehen und in der Sonne zu schmelzen?
Und was ist es denn anderes, mit dem Atmen aufzuhören, als den Atem von seinen unruhigen Gezeiten zu befreien, damit er sich erheben und ausdehnen und ungehindert Gott suchen kann?
Nur wenn ihr aus dem Fluss der Stille trinkt, werdet ihr tatsächlich singen.
Und wenn ihr den Berggipfel erreicht habt, werdet ihr anfangen zu klettern.
Und wenn die Erde eure Gliedmaßen beansprucht, werdet ihr wahrhaftig tanzen.
Aus: Khalil Gibran "Der Prophet"; Übersetzung mit Anmerkungen: Peter Bödeker (2019)
[...] = Einfügungen von Peter Bödeker
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Yogische Gedanken zum Tod
Der Standfeste wird nicht verwirrt
02-13 So wie deine Seele in diesem Körper durch Kindheit, Jugend und Alter geht, so ähnlich wird sie nach dem Tode auch in einen anderen Körper gehen. Der Standfeste wird sich dabei nicht verwirrt werden.
Wir werden immer sein
02-12 Wisse Arjuna: Es gab nie eine Zeit, da weder ich noch du nicht war. Noch diese Könige. Und es wird nie eine Zeit geben, da wir nicht sein werden.
Der Tod ist nicht zu beklagen
Bhagavad Ghita 02-11 Der Herrliche sprach: Dein innerstes Wesen ist geschlagen von Sorge um die, um die du nicht zu beklagen brauchst. Zwar sprichst du dabei weise Worte, doch die Weisen beklagen weder die Lebenden noch die Toten.
Wie oft noch?
– Yoga Anregung für den Alltag –
Wenn du diese Woche etwas "außer der Reihe" machst, wie z.B.
- ein Fahrrad kaufst,
- deinen Geburtstag feierst,
- Mittsommer feierst,
- ein Schiff fährst,
- in den Urlaub fährst,
- ....
überlege dir jeweils, wie oft du diese Tat in deinem Leben vermutlich noch tun wirst.
Ich habe mir zum Beispiel in der letzten Woche ein Fahrrad gekauft. Wenn ich dies wieder wie gewohnt zehn Jahre fahre, werde ich mir wohl nur noch drei bis vier Mal in meinem Leben ein neues Fahrrad zulegen.
Bei mir führten diese Überlegungen dazu, mir Zeit mit dem Kauf zu lassen und mich tiefgehender über Schaltungsarten und Gewichtskonsequenzen zu informieren. Am Ende erhielt das qualitativ hochwertigere Modell meinen Zuschlag.
Ganz allgemein bewirken derartige Betrachtungen, uns die Seltenheit unserer Handlungen vor Augen zu führen. Wir erleben die jeweilige Erfahrung eventuell intensiver, auf jeden Fall aber bewusster.
"Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt weiter, bemüht euch, unablässig achtsam zu sein."
Buddha
Hermann Hesse und der Sinn
Ich glaube,
dass trotz des offensichtlichen Unsinns
das Leben dennoch einen Sinn hat.
Ich ergebe mich darein,
diesen letzten Sinn mit dem Verstand nicht erfassen zu können,
bin aber bereit,
ihm zu dienen.
Ein Gedanke - nicht zu ertragen
Es hat wohl niemals eine rechtschaffene Seele gelebt,
welche den Gedanken hätte ertragen können,
dass mit dem Tode alles zu Ende sei,
und deren edle Gesinnung
sich nicht zur Hoffnung der Zukunft erhoben hätte.
Immanuel Kant, *1724; †1804, deutscher Philosoph
Achtsamkeit im Buddhismus
Was bedeutet Achtsamkeit im Buddhismus? Antworten in der Satipatthana Sutta
Achtsamkeit ist einer der Grundpfeiler der spirituellen Entwicklung, auch oder vor allem auf dem buddhistischen Pfad zur Erleuchtung. Glied 7 des achtfachen Pfades lautet daher "rechte Achtsamkeit".
Nun ist "Achtsamkeit" ein weiter Begriff und wird in vielerlei Zusammenhängen gebraucht. Da stellt sich die Frage: Was hat Buddha konkret darunter verstanden? Wie hat ein Buddhist Achtsamkeit zu praktizieren?
Die Antwort gibt Buddha am deutlichsten in der Satipatthana Sutta, der Lehrrede der Achtsamkeit. Hier findest du eine Zusammenfassung mitsamt einer Kurzfassung der Achtsamkeitsanweisungen als Download zum Ausdrucken.