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Die segensreichen Wirkungen der Meditation wurden in vielen Studien belegt. Eines scheint jedoch oftmals nicht einzutreten: Meditation alleine hat nur einen geringen Einfluss auf unsere sozialen Verhaltensweisen, unsere Prosozialität. So lautet das Fazit einer Metastudie. Doch die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass zukünftig alle Aspekte einer Lehre berücksichtigt werden sollten.

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Die Studie

Die Studie erschien im Scientific Reportsvolume 8 (Article number: 2403 aus 2018). Es wurden 20 Studien in Bezug auf die Wirkung der Meditation zu fünf Arten von sozialen Verhaltensweisen analysiert:

  • Mitgefühl
  • Empathie
  • Aggression
  • Verbundenheit
  • Vorurteile

Andere soziale Verhaltensweisen wie Vergebung konnten in der Metastudie aufgrund fehlender Datenbasis nicht berücksichtigt werden.

In den Studien wurden unterschiedliche, meist vom Buddhismus abgeleitete Meditationstechniken (einschließlich Mitgefühls- und liebende Güte-Meditation) untersucht. Die Forscher werteten nur die Studien aus, die eine stringente Definition von Meditation als eine Form der fokussierten Aufmerksamkeit auf ein oder mehrere Elemente untersuchten. Also z.B auf den Körper, den Atem, das bewusste Bewusstsein oder auf ein bestimmtes Wort, Gedanken oder emotionalen Zustand. Studien mit körperlicher Aktivität wurden nicht in die Metaanalyse aufgenommen. Zudem wurden Studien mit groben methodischen Schwächen ausgeschlossen.

So blieben am Ende von 4.517 Studien noch 22 übrig, an denen insgesamt 1.685 Probanden teilgenommen hatten.

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Untersuchungsgegenstand

Die Fragestellung der Metaanalyse an diese 22 Studien lautete: Inwieweit kann der Einsatz meditationsbasierter Techniken in gesunden Populationen außerhalb eines religiösen Kontextes zu einer Verbesserung des sozialen Miteinanders führen (Prosozialität). Anders ausgedrückt: Kann Meditation per se die Welt (die Menschen) besser machen - weniger aggressiv und mitfühlender?

Zudem wurden Faktoren analysiert, die diesen Effekt beeinflussen könnten, wie die Dauer der Meditation, den Lehrer, die Kontrollgruppe oder was als "soziale Tat" angesehen wurde.

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Ergebnisse

Die Metastudie zeigt, dass die Prosozialität der Probanden nach einer Meditationsintervention nur moderat zunahm.

Dabei stellte sich heraus, dass Meditation förderliche Auswirkungen auf Mitgefühl (methodisch unsaubere Ergebnisse) und Empathie, aber nicht auf Aggression, Verbundenheit oder Vorurteile hat.

Zum Teil relativierten sich auch diese schwach positiven Resultate, wenn die Meditationsgruppen mit Gruppen, die andere Übungen durchführten, verglichen wurden. Zudem war das Mitgefühl der Meditierenden in manchen Studien nur dann erhöht, wenn der durchführende Lehrer der Meditationsübungen auch Autor der Studie war.

Altbekannt!

Für Buddhisten war schon vorher klar, dass sich durch Medittion (oder Achtsamkeitstraining) nicht zwangsläufig eine rechte Gesinnung einstellt. So fordert der bekannte Buddhist Matthieu Ricard auf Vorträgen vor Firmen stets, dass sie neben dem Achtsamkeitstraining die Wichtigkeit einer guten Gesinnung bei ihren Mitarbeitern betonen. Dies erläutert er im folgenden Video bei Minute 44.

Youtube-Video

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Punkt 4

Fazit und Einordnung

Die Metastudie ernüchtert, zumindest auf den ersten Blick. Wir werden nicht automatisch vom Nazi zum Ghandi, wenn wir uns einige Zeit täglich für 20 Minuten hinsetzen und auf unseren Atem achten. Die Metastudie schließt mit dem Fazit, dass Meditation eine positive, aber relativ begrenzte Wirkung im Hinblick auf Prosozialität hat.

Andererseits wurde durch die methodisch strenge Auswahl der Studien nur ein sehr kleiner Teil der Untersuchungen zur Meditation in der Metastudie berücksichtigt. Von daher ist die Metastudie auch Appell an die Meditationsforschung, wissenschaftlich-strengere Maßstäbe an die Untersuchungen zur Meditation anzulegen. Die Autoren gegen hierfür zahlreiche Anregungen, z.B. die Berücksichtigung von Experimentier- und Erwartungsverzerrungen oder das Hinzuziehen von Doppelblind-Kontrollgruppen.

Zudem weisen die Autoren zurecht darauf hin, dass die buddhistische Praxis nicht aus Meditation allein besteht. Studium der Schriften, Einüben der rechten Gesinnung, Gewahrwerden der Vergänglichkeit aller Dinge inklusive des Körpers, permanente Achtsamkeit usw. nehmen teilweise deutlich höhere Stellenwerte als die Meditation ein. Sie ist nur ein Element des achtfachen von Buddha gelehrten Pfades.

Im Yoga kommt z.B. als zweites wichtiges Element, neben dem Üben, das Loslassen hinzu. Siehe dazu auch die Erläuterungen zu Sutra I-12:

bewegungen geist

Abhyâsa–vairâgyâbhyâm tan–nirodhah
अभ्यासवैराग्याभ्यां तन्निरोधः

In den folgenden Sutras wendet sich Patanjali einem neuen Bereich zu. Es geht um zwei zentrale Konzepte (oder Prinzipien bzw. Vorgehensweisen) für die eigene spirituelle Entwicklung:

Abhyasa und Vairagya
Übung und Nichtanhaften

Somit kann auch diese Sutra als grundlegend eingeordnet werden. Sie begründet die tägliche Praxis des Yogi und fordert eine bestimmte Geisteshaltung zu "weltlichen Dingen" und emotionalen Verstrickungen.

Eine Geschichte verdeutlicht die anzustrebende Geistesverfassung ...

Hier weiterlesen

Zudem gibt es die Yamas und Niyamas als ethische Verhaltensempfehlungen.

Die Autoren schreiben zum Abschluss der Studie:

"Das [die Ergebnisse der Metastudie] entkräftet natürlich nicht die Behauptungen der Buddhisten oder anderer Religionen über den moralischen Wert und letztendlich das lebensverändernde Potenzial ihrer Überzeugungen und Praktiken. Die Anpassung spiritueller Praktiken an das Labor leidet jedoch unter methodologischen Schwächen und ist teilweise in theoretischen Nebel eingehüllt. Bevor eine gute Forschung über die prosoziale Wirkung von Meditation durchgeführt werden kann, müssen diese Probleme angegangen werden."

Wer weiß, welche Perlen der Erkenntnis sich in den über 4.000 nicht berücksichtigten Studien trotz deren methodischer Schwächen verborgen halten.

Mehr zur Studie unter https://www.nature.com/articles/s41598-018-20299-z.

Punkt 5

Siehe auch

Darum meditieren: 12 wunderbare Wirkungen der Meditation

Meditation ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Geistesübungen, die einen gemeinsamen Kern haben: das Zur-Ruhe-Bringen des Geistes bei voller Achtsamkeit. Heutzutage wird Meditation sowohl als spirituelle Übung als auch als reine Geistesschulung im Sinne eines Entspannungsverfahrens praktiziert. Doch warum genau üben sich so viele Menschen in täglicher Meditation? 

Wir erklären in diesem Beitrag zunächst, was Meditation überhaupt ist, und stellen anschließend die 12 Bereiche vor, in denen Forscher und langjährig Meditierende seit vielen Jahren wunderbare Wirkungen aufzeigen.

Weiterlesen

Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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